Poetry Weekly 1.

In diesen Zeiten der Unsicherheit kann es helfen, sich kreativ und poetisch auszudrücken. Emotionen und Erlebnisse zu Papier zu bringen und mit anderen zu teilen. Daher gibt es jetzt dieses neue, kleine aber feine Projekt Poetry Weekly. Dabei wird jedes Gedicht von einer passenden Grafik begleitet. Es soll ein Raum sein, sich poetisch aber auch illustratorisch zu begegnen.
Alle lyrisch und grafisch begeisterten Menschen können uns gerne kontaktieren
.

von Anna Trunk und Mathis Gilsbach | Fotos von Anna Trunk |
Illustrationen von Nora Boiko, Johannes Schröder und Mathis Gilsbach

Illustration – Johannes Schröder

von Anna Trunk

Und dann sind da diese Tage, an denen ich tanzen, springen,
rauschen will durch Räume, Zeiten und Dimensionen;
an denen ich ausbrechen will aus dem Korsett der Alltäglichkeit,
mich lösen von deren gräulich schimmernder Melancholie.

Und dann sehne ich mich nach euch, nach unseren hellen Tagen
und den vom Zigarettendunst neblig dumpfen Nächten;
nach vom Tanzen schmerzenden Füßen
und in Alkohol getränkten Erinnerungen.

Und dann sitze ich da – hier im Stillen– und überlege,
ob diese Zeit unwiederbringlich vorbei sein
oder aufs Neue zum Leben erweckt werden sollte;
ob ich mich fallen lasse hinein in ungewisse Leichtigkeit
und ein sicheres Netz gewoben aus gemeinsam gelebter Unendlichkeit.


Illustration: Nora Boiko

Zweisamkeit – von Mathis Gilsbach

Zwei Tassen Tee,
du Grün, ich Earl Grey.
Ohne ein Wort
in Ruhe vereint,
in stiller Zweisamkeit.

Zwei Stimmen in Weißensee
du hörst mir zu, wie ich auch dir
Nachtgespräche über alles was zählt.
Zeitlose Stunden vergehen
in trauter Zweisamkeit

Zwei paar Beine, gespiegelt im See;
du und ich auf nem Baumstamm,
Haare im Wind, die Libellen schwirren
Du lehnst dich an mich, ich mich an dich,
in inniger Zweisamkeit.


Illustration: Mathis Gilsbach

NACHTVOGELvon Anna Trunk

Stille. Dunkelheit. Atemgeräusche
durchbrechen die schier unerträgliche leise Nacht.
Wortfetzen. Bilder. Gedanken
rauschen durch den Kopf wie schwer beladene Güterzüge.
Erinnerungen, Zukunftsbilder. Träume
tauchen die Dunkelheit in schillernde Farben,
reißen alte Wunden auf, wecken neue Hoffnungen.
Aufbruch. Magie. Wind
greift kraftvoll unter die ausgebreiteten Schwingen,
trägt in die Ferne davon den suchenden Nachtvogel.
Straßen. Lichter. Felder
lassen Blicke frei auf den weit hinten leuchtenden
Häuserhorizont.
Sterne. Sehnsucht. Wehmut
bleibt unliebsamer Begleiter auf altbekannten Wegen,
bricht auf zu neuen Ufern.
Umherziehen. Treiben. Raum und Zeit
setzen Grenzen der unbegreiflichen Freiheit,
sind dabei erdend und Kehle zuschnürend zugleich.
Liebe. Hass. Verlorenheit
zwischen Erde und Oben, zwischen Wurzeln und Welten.


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