poetry weekly 4.0 – und andere Emotionen

Text: Jan Westermann und Jale Pakhuylu | Illustrationen: Elisa Pescaglini

In diesen Zeiten der Unsicherheit kann es helfen, sich kreativ und poetisch auszudrücken. Emotionen und Erlebnisse zu Papier zu bringen und mit anderen zu teilen. Daher gibt es jetzt dieses neue, kleine aber feine Projekt Poetry WeeklyDabei wird jedes Gedicht von einer passenden Grafik begleitet. Es soll ein Raum sein, sich poetisch aber auch illustratorisch zu begegnen.
Alle begeisterten Menschen können uns gerne kontaktieren
.

Großstadttristesse

Schweifender Blick über karge Landschaft

Aus der Ferne scheint sie noch so klein
Doch von ihr umgeben hüllt sie mich ein
Graue Fassaden begleiten mich bei jedem Schritt
Ich blicke sie an und sie schweigen zurück

Gewaltige Schlote rauchen in der Ferne;
neben mir ein Mann am Boden
Ein Schatten verfolgt mich im Vorübergehen
Und holt mich unter jeder Laterne wieder ein

Die Vorgärten der Bourgeoisie
Kühl hinter hohen Stäben
Die Straßen weit voll menschenleere
In mir nur Melancholie

Gedicht und Bild von Jan Westermann

(un)sichtbar

Ich sehe dich, sagst du,
während deine Augen dein Display fixieren.
Deine Worte schnüren mir die Kehle zu
Meine Mauern ziehen sich hoch, Stein um Stein
Aktiviert sich mein Lebenserhaltungsprogramm

Du siehst mich, sagst du
Doch zeige ich dir nur die leere Hülle, immer dann,
wenn du mal zu mir aufblickst. 
Die dunklen Flecken meiner Seele, die Risse auf meinem Herzen,
die Brandnarben in meinen Erinnerungen,
retuschiere ich geschickt, meine Angst verhülle ich 
dann mit lauten Worten.

Ich sehe dich, sagst du,
und ich will rennen vor dem Moment, an dem du mich ansiehst
und erkennst, dass ich nicht genug bin.

Ich sehe dich, sagst du
Und ich halte dir in Gedanken die Augen zu
Während meine – glasig und glitzernd – dich 
nicht mehr sehen können.

Gedicht von Jale Pakhuylu

Manchmal, manchmal, da ist das Licht aus. Dann geht es einfach nicht mehr.

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