Das Rauschen ist haptisch, oder: Auf die Welt crushen

Text und Bilder: Shirin Krastel

Von Blicken, die Gefühle streifen, Sehnsuchtsorten als FLINTA*-Person, Kitsch und Ohnmacht erzählt diese kleine Gedichtreihe von Träumen und Alpträumen, irgendwo zwischen Realität und lila Dunst. Ein bisschen Summertime Sadness, salziger Sommerregen und der Nachhall von etwas, das mal war, an Orten noch ferner als der Alltag.

Taumeln in Zyklen
meine feelings meistens aus Glibber
kleben im Wabbel bis sie vertrocknen

Rosa ist für alle da
tönen Limettenbäume, deren
Tropfen triefen wie
Zuckersirup auf Müdigkeit

der einzige Regentag
alter Freund
Klamotten liegen nass auf
Haut, auf die Männer starren

Tropfen triefen wie
Sehnsucht
noch im Augapfel hängend
gleichen Herzen, die an Hälsen baumeln,
munter die Farbe wechseln
Rosa ist für alle da
und die Rosenkränze klirren

Die Hauswand beneiden
um ihre Struktur,
die ich auch so gern hätte,
auf meiner Haut
und sonst halt

Einmal ein Gebäude sein
aus weißem Lehm und Muscheln
runde Kanten auf weichen Hügeln

Du gehst in mich hinein, nur ein kurzer Besuch ohne anzuklopfen, dein Blick
streift meine Gefühle, säuberlich aufgereiht
in der Vitrine aus zusammengesetzten Scherben

Nimmst ein paar heraus in
deine übergroßen Hände
erst begutachtend
dann streichelnd
schließlich verformst du
so lange drehend und wendend
bis sie passen
in deine Taschen
und sonst halt

Unbemerkt gleiten sie hinein
werden dein
und wenn du gehst,
ist es staubig

Die Sommer in meinen Leben
sind meist warm und
ein bisschen feucht

durchzogen von Sommerregen
Tränen, Gefühlen so tropisch
legen sich auf meine Stirn wie
ein nasses Tuch
schwer, vielleicht miefend

Ich verbrenne mir die Füße
habe Angst vor dem nächsten
Winter

Ist es nicht seltsam

wie wir das Land verlassen,
um Sorgen zurückzulassen
das Schreien ist immer in der Heimat
und kann hier höchstens flüstern

wie die Schwere auf meiner Brust mich
nicht mehr erdrücken kann,
weil mich das Salzwasser trägt,
ein weiteres Privileg

Sehnsuchtsorte frohlocken und Locken
freuen sich
ich denke an meine Mama
Sonne heilt alle Wunden
sagt sie

Es gilt immer dir
ölige Haut auf Sandbank
hinter grüner Ampel, Vogelflug
nur wir machen keine Siesta

Olivenöl ergießt sich
über geriebene Tomate
zerrieben
Aceite
zwischen losen Haarsträhnen
bis alles von einem Film überzogen ist
Wach auf mein Schatz

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