… and hello again
von Josefine Schmitz | Beitragsbild: Josefine Schmitz
Vor ungefähr einem Monat habe ich zusammen mit meiner Schwester beschlossen, dass wir sie löschen. Die präsenteste App unserer Generation, Instagram.
Wir wollten uns vom ständigen Vergleichen und Darstellen einfach verabschieden. Nur ein paar Klicks.
Die App nicht mehr auf dem Handy zu haben, war merkwürdig. Ständig ging ich an mein Handy, um zu sehen was meine Freunde gerade machen. Ich wollte irgendwo meine Langeweile stillen, ein bisschen scrollen, mich connected fühlen. Mich vielleicht auch unterschwellig irgendwie schlecht fühlen. Denn genau das passierte automatisch, wenn ich durch die tausenden Beiträge scrollte. Ich fühlte mich schlecht, weil ich nicht überall dabei war.
In den Wochen darauf habe ich gemerkt, dass ich nicht nur eine Entscheidung für ein gesünderes Leben getroffen hatte, sondern dass ich irgendwie auch gegen die Zeit ging. Gegen den “Fortschritt” der Gesellschaft.
Als ich anderen erzählte, dass ich Instagram gelöscht hatte, fühlte ich mich so, als ob ich die Menschen belehren würde. Nicht weil ich das tatsächlich tat, sondern weil sich alle sofort davon angegriffen fühlten. Obwohl ich die Entscheidung eigentlich nur für mich getroffen hatte. Ich wollte niemanden damit kritisieren. Wenn überhaupt, wollte ich vielleicht zum Nachdenken anregen. Die Gesellschaft ging einfach davon aus, dass Jede*r Instagram hat. Nicht nur im privaten Umfeld, sondern auch überall sonst. Es ist einfach nicht mehr wegzudenken. Man kann es nicht ignorieren.
Das merkte ich vor allem mit dem Beginn meines Studiums. Plötzlich war Instagram ein Tool. Networking und seine Arbeiten zeigen. Sich selbst zeigen. All diese Dinge waren irgendwie komplizierter ohne Instagram. In Vorträgen wurde uns erzählt, wie wichtig es ist, sich auf Instagram selbst zu vermarkten. Und ich verstehe es, wirklich.
Und so scheiterte mein Vorhaben. Ich hab mir die App wieder heruntergeladen. Instagram ist wieder Teil meines Lebens.
Irgendwas mit Scheitern coming soon.
Schade, denn im Endeffekt ist es ein Versagen der Selbstkontrolle. Instagram halte ich für absolut unmenschlich. Wird da nicht ein „Bild“ eines Jeden dargestellt wie er/sie zu seien hat? Wo bitte ist das Recht geblieben NEIN zu sagen. Wie viele „User“ aus „Insta“ sind denn wirklich so wie sie sich geben? Wie viele leiden unter dem Druck etwas darstellen zu müssen/wollen was eine imaginäre Norm von „Erfolg, coolness oder what ever…. fordert OHNE irgend etwas WIRKLICH zurückzugeben. Selbstvermarktung, höhere Effizienz der eigenen Produktivität mit einem Tool welches genau darauf abzielt dies Daten kostenlos und freiwillig exzessiv zu vermarkten? Schade um den gescheiterten Versuch.